Die »Wahrheit-allein«-Typen, die Pharisäer, waren bereit, jene Frau, die beim Ehebruch erwischt worden war, zu steinigen (Johannes 8,1-11). Wären die »Gnade-allein«-Typen dort anwesend gewesen, so hätten sie sicher die Hand der Frau getätschelt und gesagt: »Mach dir um jene Affäre nur keine Sorgen, liebe Frau. Gott versteht dich, und wir tun das auch.«
Jesus tadelte die Ankläger der Frau. Doch damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende.
Er hätte sagen können: »Geh hin und brenne für deine Sünden« oder: »Geh hin und fühle dich frei, in Zukunft weiterzusündigen.«
Was Er jedoch sagte, war: »Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr!«
Jesus leugnete die Wahrheit nicht, sondern Er bestätigte sie. Die Frau musste von ihrem Weg umkehren. In ihrem Leben musste eine Veränderung stattfinden. Jesus leugnete ebenso wenig die Gnade. Er bot sie vielmehr an. Er schickte diese Frau fort, begnadigt und gereinigt, um ein neues Leben beginnen zu können.
»Gnade-allein«-Typen verstehen nicht, warum Jesus sagte: »Fürchtet den, der … Macht hat, in die Hölle zu werfen …« (Lukas 12,5).
»Wahrheit-allein«-Typen verstehen nicht, warum Jesus mit Sündern Zeit verbrachte und warum Er für sie am Kreuz hing.
Anstelle der Gleichgültigkeit und der Toleranz der Welt bieten wir Gnade an. Anstatt von Relativismus und Betrügereien der Welt bieten wir Wahrheit an. Wenn wir die Gnade vernachlässigen, sieht die Welt keine Hoffnung auf Errettung. Und wenn wir die Wahrheit vernachlässigen, begreift die Welt nicht, dass sie Errettung braucht. Um der Welt Jesus zu zeigen, müssen wir sowohl eine unverkürzte Gnade als auch eine unverkürzte Wahrheit anbieten, müssen beides hervorheben und dürfen uns für keines von beidem entschuldigen.
Die Gemeinde in Kolossä hatte »die Gnade Gottes in Wahrheit [gehört und] erkannt« (Kolosser 1,6).
Wahrheit ist schnell dabei, Warnzeichen und Leitplanken oben an einer Klippe anzubringen. Doch sie versagt dabei, die Menschen zu einem sicheren Fahrstil zu befähigen – und sie versäumt es, ihnen zu helfen, wenn es einmal zu einem Unfall gekommen ist.
Gnade ist schnell bei der Hand mit der Bereitstellung von Krankenwagen und medizinischen Hilfskräften am Fuß der Klippe. Aber ohne die Wahrheit versäumt sie die Aufstellung von Warnzeichen und das Anbringen von Leitplanken. Dabei fördert sie genau jene Selbstzerstörung, die sie versucht abzustellen.
Wahrheit ohne Gnade stampft Menschen in den Boden und hört auf, Wahrheit zu sein. Gnade ohne Wahrheit betrügt Menschen und hört auf, Gnade zu sein.
Wahrheit ohne Gnade entartet zu herzloser Gesetzlichkeit. Gnade ohne Wahrheit degeneriert zu betrügerischer Toleranz.
Wir können den Herrn sowohl durch die Unterdrückung der Gnade als auch durch die Unterdrückung der Wahrheit, sowohl durch die Verfälschung der Gnade als auch durch die Verfälschung der Wahrheit betrüben.
Beides – Gnade und Wahrheit – ist notwendig. Keins von beiden ist allein ausreichend.
Wir müssen uns selbst überprüfen und – wo nötig – Korrekturen vornehmen.
Wir, die wir uns an der Wahrheit ausrichten, dürfen uns beim Zeigen von Gnade nicht im Weg stehen. Und wir, die wir uns an der Gnade ausrichten, dürfen uns bei der Weitergabe der Wahrheit nicht im Weg stehen.
»Hasse die Sünde, aber liebe den Sünder.« Niemand hat jemals beides so sehr praktiziert, wie Jesus es tat.
Wahrheit hasst Sünde. Gnade liebt Sünder. Jene, die voller Gnade und Wahrheit sind, tun beides.
Go and Sin No More
The truth-only crowd, the Pharisees, was ready to stone a woman for adultery (John 8:1–11). Had grace-only folks been there, they would have patted her hand and said, “Don’t worry about an affair, dear. God understands, and so do we.”
Jesus rebuked the woman’s accusers. But that isn’t the end of the story. He could have said, “Go burn for your sins.”
or
“Go and feel free to sin some more.”
What He did say was, “Go and sin no more.”
Jesus didn’t deny truth. He affirmed it. She needed to repent. And change.
Jesus didn’t deny grace. He offered it. He sent her away, forgiven and cleansed, to a new life.
Grace-only folk don’t understand why Jesus said, “Fear him... who has power to throw you into hell” (Luke 12:5). Truth-only folk don’t understand why Jesus hung out with sinners, and why He hung on a cross for them.
Instead of the world’s apathy and tolerance, we offer grace. Instead of the world’s relativism and deception, we offer truth.
If we minimize grace, the world sees no hope for salvation. If we minimize truth, the world sees no need for salvation. To show the world Jesus, we must offer unabridged grace and truth, emphasizing both, apologizing for neither. The Colossian church “understood God’s grace in all its truth” (Colossians 1:6).
Truth is quick to post warning signs and guardrails at the top of the cliff. Yet it fails to empower people to drive safely—and neglects to help them when they crash.
Grace is quick to post ambulances and paramedics at the bottom of the cliff. But without truth, it fails to post warning signs and build guardrails. In so doing, it encourages the very self-destruction it attempts to heal.
Truth without grace crushes people and ceases to be truth. Grace without truth deceives people and ceases to be grace.
Truth without grace degenerates into judgmental legalism. Grace without truth degenerates into deceitful tolerance.
Christ’s heart is equally grieved by grace-suppression and truth-suppression, by grace-twisting and truth-twisting.
Grace and truth are both necessary. Neither is sufficient.
We need to examine ourselves and correct ourselves. We who are truth-oriented need to go out of our way to affirm grace. We who are grace-oriented need to go out of our way to affirm truth.
“Hate the sin, but love the sinner.” No one did either like Jesus.
Truth hates sin. Grace loves sinners.
Those full of grace and truth do both.
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