Kapitel 1
Der verborgene Schatz
Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behaltenkann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.
Jim Elliot
Im ersten nachchristlichen Jahrhundert zieht ein Jude allein an einem heißen Nachmittag seine Straße entlang. Den Wanderstab hält er fest in der Hand. Seine Schultern sind gebeugt und die Sandalen mit Staub bedeckt. Sein Gewand ist mit Schweißflecken übersät. Zeit für eine Rast hat er nicht. Es treibt ihn, er muss in die Stadt.
Dann biegt er von der Straße auf ein Feld ab, es muss doch eine Abkürzung geben. Den Besitzer des Feldes stört das nicht – Wanderer dürfen das. Das Feld erweist sich als sehr unwegsam; zum Glück kann er seinen Wanderstab in den Boden rammen, um Halt zu finden.
Bumm. Der Stab hat etwas Hartes getroffen. Erstaunt hält er inne, wischt sich den Schweiß von den Augenbrauen und stößt noch einmal nach.
Bumm. Da ist etwas, aber das ist kein Stein. Der würde anders klingen.
Der müde Wandersmann ist entschlossen, hier keine Zeit zu verschwenden. Aber seine Neugier lässt ihm keine Ruhe. Also rammt er den Stock immer wieder in den Boden. Jetzt wird das Sonnenlicht vom Boden reflektiert. Er fällt auf die Knie und fängt an zu graben.
Fünf Minuten später hält er sie in den Händen – eine Kiste mit Goldbeschlägen. Allem Anschein nach muss sie Jahre und Jahrzehnte hier gelegen haben. Das Herz schlägt ihm bis zum Hals, als er das Schloss aufhebelt und den Deckel öffnet.
Goldmünzen! Juwelen! Edelsteine jeder Farbe. Ein Schatz, der wertvoller ist als alles, was er sich je vorstellen konnte.
Die Hände zittern ihm, als er die Münzen vorsichtig in die Hand nimmt. Vor über 70 Jahren wurden sie in Rom geprägt. Irgendein steinreicher Mann muss den Schatz hier vergraben haben und dann plötzlich verstorben sein. Das Geheimnis des Schatzes hat er mit in das Grab genommen. Weit und breit ist kein Gehöft zu sehen. Mit Sicherheit hat der neue Besitzer des Feldes keine Ahnung von dem Schatz. (Nur nebenbei bemerkt, Gleichnisse zeichnen sich immer durcheinen zentralen Punkt aus. Hier geht es nicht darum, die Unwissenheit des Landbesitzers auszunutzen, sondern um die überschäumende Freude, die die Entdeckung des Schatzes auslöst.)
Der Wanderer schließt den Deckel, vergräbt die Kiste und markiert den Fundort. Er dreht sich um und geht nach Hause. Aber anders als vorher schleppt er sich nicht die Straße entlang, er hüpft wie ein ausgelassener Junge und lächelt dabei über das ganze Gesicht.
›Was für ein Fund. Unglaublich! Den Schatz muss ich haben! Aber ich kann ihn nicht einfach mitnehmen. Das wäre Diebstahl. Doch der, dem das Feld gehört, gehört auch der Schatz. Wie kann ich mir das nur leisten? Ich werde meinen gesamten Hof verkaufen … die Ernte … alle Gerätschaften … die preisgekrönten Bullen. Ja genau, wenn ich alles verkaufe, sollte es reichen!‹
In dem Moment, als er den Schatz findet, ändert sich das Leben des Reisenden. Der Schatz nimmt seine Fantasiewelt gefangen, er träumt davon. Auf einmal bestimmt der Schatz alles. Er wird zum Drehund Angelpunkt seines Lebens. Jede anstehende Entscheidung wird angesichts der Entdeckung des Schatzes getroffen. In seinem Leben findet gerade ein tief greifender Paradigmenwechsel statt.
Diese Geschichte wird von Jesus in nur einem Vers erzählt: »Das Reich der Himmel ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker« (Matthäus 13,44).
Was ist der Schatz? Einige Ausleger vergleichen ihn mit Christus und seinem Reich. Viele andere sind der Ansicht, hier geht es darum, dass Jesus sein Leben hingibt, um Menschen zu erkaufen, die dadurch zu Teilhabern des Reiches Gottes werden, in dem er – Jesus selbst – regiert. In beiden Erklärungen steht die Freude über den großen und ewigen Schatz an erster Stelle. Ein Schatz, der seine Findungs- und Bergungskosten um ein Vielfaches übersteigt.
Wie ich später noch zeigen werde, ist nicht diese Geschichte die biblische Grundlage für das richtige Schätze-Sammeln, sondern Matthäus 6,19-21. Trotzdem wird uns in Matthäus 13,44 ein anschauliches Bild von der Freude gezeigt, die entsteht, wenn man geringere Schätze für größere aufgibt.
Geld durchzieht alle Lebensbereiche
Das Gleichnis vom verborgenen Schatz ist nur eine von vielen Bezugnahmen und Veranschaulichungen Jesu zum Thema Geld und Besitz. Ja, 15 Prozent von allem, was er gesagt hat, haben mit Geld zu tun – das ist mehr, als er über Himmel und Hölle zusammengenommen gesprochen hat.
Warum kam Jesus immer wieder auf Geld und Besitz zu sprechen?
Weil es einen grundlegenden Zusammenhang zwischen unserem Leben als Christ und unserem Umgang mit Geld gibt. Vielleicht wollen wir Glaube und Geld auseinanderhalten, aber aus Gottes Sicht geht das nicht.
Das habe ich vor Jahren verstanden, als ich Lukas 3 auf einer Flugreise las. Da spricht Johannes der Täufer zu den vielen, die sich versammelt hatten, um ihn zu hören und sich von ihm taufen zu lassen. Drei unterschiedliche Gruppen fragen ihn, was sie tun sollen, um echte Buße und Umkehr unter Beweis stellen zu können. Johannes gibt drei Antworten:
- Alle sollten ihre Kleider und Lebensmittel mit den Armen teilen (V. 11).
- Zöllner sollten nicht mehr verlangen, als vorgeschrieben war (V. 13).
- Soldaten sollten mit ihrem Sold zufrieden sein und kein Geld erpressen (V. 14).
Jede einzelne Antwort hat mit Geld und Besitz zu tun. Aber danach hatte niemand Johannes gefragt! Die
Betreffenden wollten vielmehr wissen, was sie tun soll ten, um zu zeigen, dass ihre geistliche Veränderung echt war. Warum also hat Johannes nicht anders geantwortet?
Als ich dort im Flugzeug saß, begriff ich plötzlich, dass unsere Einstellung zu Geld und Besitz nicht nur wichtig, sondern für unser geistliches Leben von zentraler Bedeutung ist. Sie ist Gott so wichtig, dass es Johannes dem Täufer unmöglich war, über die rechte geistliche Haltung zu reden, ohne etwas über den Umgang mit Geld und Besitz zu sagen.
Und diese Tatsache entdeckte ich plötzlich in immer mehr Bibelstellen. Zachäus sagte zu Jesus: »Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, erstatte ich es vierfach« (Lukas 19,8).
Und wie reagiert Jesus? »Heute ist diesem Haus Heil widerfahren« (V. 9). Indem Zachäus eine neue Einstellung zum Geld zeigte, ließ er überdeutlich erkennen, dass sein Herz umgestaltet geworden war.
Erinnern Sie sich an die neubekehrten Christen in Jerusalem, die selbstlos ihren Besitz verkauften, um das Geld den Bedürftigen zu geben (vgl. Apostelgeschichte 2,45; 4,32-35)? Oder an die zum Glauben Gekommenen in Ephesus, die sich früher mit okkulten Praktiken abgegeben hatten und nun ihre Zauberbücher verbrannten und auf diese Weise zeigten, dass ihnen ihre Bekehrung wichtiger war als alles Geld der Welt? In heutiger Währung gingen da Millionen von Euro in Flammen auf (Apostelgeschichte 19,19).
Die arme Witwe in den Evangelien wird für uns zu einem herausragenden Vorbild, als sie zwei kleine Münzen weggibt. Jesus lobte sie mit den Worten: »Diese … hat von ihrem Mangel eingelegt: den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte« (Lukas 21,4; vgl. Markus 12,44).
In schroffem Gegensatz dazu erzählte Jesus die Geschichte eines reichen Mannes, der seinen kompletten Besitz nur für sich verwendete. Weil seine Scheunen zu klein geworden waren, beabsichtigte er, sie abzureißen und neue, größere zu bauen, um noch mehr Lagerplatz für seinen Besitz zu schaffen. Dann wollte er sich früher als gedacht zur Ruhe setzen und es sich gut gehen lassen.
Aber Gott selbst bezeichnete ihn als Narren und prophezeite: »In dieser Nacht fordert man deine Seele von dir; was du aber bereitet hast, für wen wird es sein?« (Lukas 12,20).
Die Hauptanklage gegen ihn lautete: »Du hast mit deinem Reichtum nur dir selbst gedient, aber nicht Gott.« Sein geistlicher Zustand bewies das nur zu gut.
Als ein reicher junger Mann mit einem dringenden Anliegen zu Jesus kam und unbedingt wissen wollte, wie er das ewige Leben gewinnen konnte, sagte Jesus zu ihm: »Verkaufe deine Habe und gib sie den Armen, und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben; und komm, folge mir nach!« (Matthäus 19,21). Der Mann war besessen von seinem irdischen Schatz. Jesus rief ihn zu etwas Höherem – zu himmlischen Schätzen.
Jesus wusste genau, dass Geld und Besitz im Leben dieses Mannes die Stellung Gottes eingenommen hatten. Er wusste, dass dieser Mann Gott nicht dienen konnte, bevor er den Götzen Mammon nicht vom Lebensthron gestürzt hatte. Aber bedauerlicherweise war dem Sucher der Preis zu hoch. Traurig wandte er sich von den wahren Schätzen ab.
Klug oder dumm?
Der junge Mann war nicht bereit, alles für den größeren Schatz einzusetzen. Anders dagegen der Wanderer auf dem Feld. Der Grund? Der Wanderer hatte den Gewinn erkannt.
Wie steht es bei Ihnen? Tut Ihnen der Wanderer leid? Schließlich hat ihn seine Entdeckung alles gekostet. Auf keinen Fall verdient er unser Mitleid. Im Gegenteil, wir sollen ernsthaft bedenken, welch wunderbare Entdeckung er gemacht hatte! Was er drangibt, verblasst gegenüber seinem Gewinn. Betrachtet man nüchtern das Kosten-Nutzen-Verhältnis, so liegt der Nutzen weit über den Kosten.
Der Wanderer nahm einige kurzfristige Opfer in Kauf, um eine nachhaltige Belohnung zu gewinnen. »Aber es hat ihn alles gekostet, was er hatte«, werfen Sie vielleicht ein. Ja, aber dadurch gewann er alles, was zählt und Bestand hat.
Wenn wir die Worte »in seiner Freude« (Luther 1984) überlesen, entgeht uns alles. Nicht pflichtbewusste Plackerei hat ihn bewogen, kleine Schätze gegen große einzutauschen, sondern Finderfreude. Er wäre ein Narr gewesen, wenn er nicht genau das getan hätte.
Jesus gibt hier einen erstklassigen Anschauungsunterricht zum Thema »Schätze im Himmel sammeln «. Eines ist klar – egal, wie wertvoll unser Besitz hier auf der Erde ist, in der Ewigkeit ist er wertlos. Und leider ist es eine Tatsache, dass viele Menschen diesen irdischen Schätzen nachjagen und so ihr Leben verschwenden. Zuerst zeigt Jesus uns hier, was bei uns von Natur aus einen großen Stellenwert hat: all die vergänglichen, irdische Schätze. Und danach macht er uns klar, was wir als seine Nachfolger großartig finden sollen: nämlich ewige, himmlische Schätze.
Von solch einem Schatz spricht der Psalmdichter: »Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute findet« (Psalm 119,162). Gott verspricht ewige Schätze, und sie auszugraben, bringt echte Freude mit sich.
In Matthäus 6 legt Jesus das Fundament für das, was ich »richtig Schätze sammeln« nenne. Leider wird darüber höchst selten oder gar nicht gepredigt und geschrieben.
Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstören und wo Diebe einbrechen und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstören und wo Diebe nicht einbrechen und nicht stehlen; denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein (Matthäus 6,19-21).
Warum ermahnt uns Jesus so nachdrücklich, als er sagt: »Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde«? Sind irdische Schätze etwa schlecht? Nein, wir müssen nur bedenken: Sie haben einfach keinen Bestand.
Das Wort Gottes sagt uns: »Bemühe dich nicht, Reichtum zu erwerben; aus eigener Einsicht lass davon! Kaum hast du dein Auge darauf geworfen, so ist er nicht mehr da, denn sicherlich schafft er sich Flügel wie ein Adler, der zum Himmel fliegt« (Sprüche 23,4-5; Schlachter 2000). Was für ein drastisches Bild! Wenn Sie sich das nächste Mal etwas richtig Wertvolles kaufen, stellen Sie sich einmal vor, ihm wachsen Flügel, und es fliegt davon. Früher oder später macht es sich aus dem Staub.
Aber wenn Jesus uns davor warnt, irdische Schätze anzuhäufen, dann nicht nur, weil sie wertlos werden könnten, sondern weil sie in jedem Fall wertlos werden. Entweder verlassen sie uns, noch während wir leben, oder wir lassen sie zurück, wenn wir sterben. Keine Ausnahmen.
Erlauben Sie mir ein Bild aus der Geschichte der USA. Stellen Sie sich vor, Sie lebten zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs. Sie kommen aus den Nordstaaten, wohnen aber im Süden. Natürlich wollen Sie gleich nach Kriegsende in den Norden zurück. Aber inzwischen haben Sie beträchtliche Summen an Südstaatengeld angehäuft. Angenommen, Sie wüssten als Insider ganz genau, dass der Norden in Kürze gewinnt und das Südstaatengeld wertlos wird. Was machen Sie damit?
Wenn Sie klug sind, kann es nur eine Antwort geben: Sie werden das Geld sofort in die Währung der dem Sieg entgegensehenden Nordstaaten eintauschen, weil allein deren Geld nach Kriegsende Bestand hat. Sie behalten nur so viel von der Südstaatenwährung übrig, dass Sie die nächste Zeit gut überstehen können.
Als Christ besitzen Sie Insiderwissen über einen weltweiten Umbruch, der durch die Wiederkunft Jesu ausgelöst wird. Hier kommt der »ultimative Tipp für den Insiderhandel«: Wenn Christus wiederkommt, wird das Geld dieser Erde wertlos. Das kann für Sie natürlich auch dann eintreten, wenn Sie sterben – je nachdem. (Und beides kann jederzeit eintreffen.)
Anlage-Experten beobachten und analysieren die Marktentwicklung. Wenn es so aussieht, dass die Aktienkurse demnächst nach unten gehen, empfehlen sie die sofortige Umschichtung in verlässlichere Anlageformen, wie z. B. Tagesgeldkonten, Schatzbriefe und Festgeldanlagen. Sicherheit geht vor.
Jesus als »oberster Marktanalyst« sagt uns klipp und klar, dass wir die Anlageform wechseln sollen. Es gilt, unsere irdischen Mittel umzuschichten. Was wir auf der Erde angesammelt haben (wo der Kurs schwankt und jederzeit abstürzen und für immer bedeutungslos werden kann), sollen wir im Himmel anlegen (wo der Kurs hundertprozentig sicher ist – Gott selbst bürgt dafür und wird die Währung der Erde sowieso in Kürze ersetzen). Was Christus hinsichtlich der Finanzen auf der Erde voraussagt, ist düster, aber uneingeschränkt positiv in Bezug auf Investitionen im Himmel, wo das »Marktbarometer« auf ewig nach oben zeigt!
Verstehen Sie mich richtig: Es ist nichts Falsches am »Südstaatengeld« (um bei dem Bild zu bleiben), solange Sie dessen Grenzen kennen. Aber die Erkenntnis, dass es einmal wertlos sein wird, sollte in jeder Beziehung Ihre Anlagestrategie bestimmen. Wer viele irdische Schätze anhäuft, die auf Dauer sowieso keinen Bestand haben, ist wie einer, der große Mengen an »Südstaatengeld« sammelt, das in Kürze nur noch Papierwert hat. Wenn es nach Jesus geht, ist das Sammeln von irdischen Schätzen nicht einfach nur falsch, es ist auch richtig dumm.
Schatzsammlermentalität
Von Jesus kommt aber nicht nur die Warnung, wo wir unsere Schätze nicht anlegen sollen, er hat auch den besten Anlagetipp, den Sie je hören werden: »Sammelt euch … Schätze im Himmel« (Matthäus 6,20).
Ich freue mich, dass Sie schon bis hierher gelesen und noch nicht aufgegeben haben. Sonst wäre Ihnen möglicherweise der Gedanke gekommen, Christus sei dagegen, dass wir Schätze für uns sammeln. Weit gefehlt. Ganz und gar nicht! Er ist total dafür. Genau genommen befiehlt er es sogar. Jesus hat eine Schatzsammlermentalität. Er will, dass wir Schätze sammeln. Allerdings sollen wir aufhören, sie ständig am verkehrten Ort aufzubewahren. Wir sollen Schätze anhäufen, aber an der richtigen Stelle!
Und noch etwas. Jesus sagt: »Sammelt euch … Schätze …« Sammelt sie für euch. Ist es nicht komisch, dass Jesus uns das befiehlt, was in unserem ureigenen Interesse liegt? Ist das nicht ziemlich egoistisch? Überhaupt nicht. Gott erwartet von uns, ja, er gebietet uns förmlich, dass wir aus Eigeninteresse als solche handeln, deren Verstand erleuchtet ist. Er will, dass wir zu seiner Ehre leben, und was zu seiner Ehre ist, ist immer gut für uns. John Piper drückt das so aus: »Gott wird am meisten verherrlicht, wenn wir in ihm volle Genüge haben.«1
Es wäre Egoismus, wenn wir uns auf Kosten anderer bereicherten. Aber Gott hat nicht nur ein paar wenige Schätze, die er verteilen kann und um die wir streiten müssten. Wenn Sie sich im Himmel Schätze sammeln, dann vermindert das nicht die Schätze der anderen. Ja, indem wir Gott und anderen dienen, sammeln wir Schätze im Himmel. Jeder gewinnt, keener verliert.
Jesus spricht von einer späteren Belohnung. Der Wanderer, der den Schatz auf dem Feld findet, bezahlt jetzt einen hohen Preis, indem er alles verkauft, was er hat. Dafür kann er in Kürze einen unglaublichen Schatz sein Eigen nennen. Solange er den gewaltigen Schatz im Visier hat, bringt er die kurzzeitigen Opfer mit Freude. Die Freude hat er jetzt schon, und somit ist die Belohnung im weiteren Sinne gar nicht auf geschoben, sondern teilweise schon da. Gegenwärtige Freude hat ihre Quelle in zukünftiger Freude.
Was ist dieser »Schatz im Himmel«? Er beinhaltet Macht (Lukas 19,15-19), Besitz (Matthäus 19,21) und ewiges Glück (Psalm 16,11; NeÜ). Jesus verspricht denen, die Opfer auf der Erde bringen, eine hundertfache Belohnung im Himmel (Matthäus 19,29). Das ist eine Rendite von 10 000 Prozent. Nicht schlecht.
Natürlich ist Christus selbst letztendlich unser Schatz. Alles andere verblasst im Vergleich zu ihm und der Freude, ihn zu kennen. (Philipper 3,7-11). Eine Person – Jesus – ist unser erster und größter Schatz. Ein Ort – der Himmel – ist unser zweiter Schatz. (Für wen leben Sie? Für welchen Ort leben Sie? Für welchen Besitz leben Sie?)
»Sammelt euch … Schätze im Himmel.« Warum? Weil es richtig ist? Nicht nur das. Es ist auch wirklich klug. Denn diese Schätze bleiben. Jesus argumentiert ganz nüchtern. Er appelliert hier nicht an unsere Gefühle, sondern an unseren Verstand: Investiere in bleibende Werte.
Sie werden nie einen Leichenwagen sehen, der einen Möbelwagen hinten sich her zieht. Warum nicht? Weil niemand etwas von hier mitnehmen kann.
Fürchte dich nicht, wenn ein Mann sich bereichert, wenn sich die Herrlichkeit seines Hauses vergrößert. Denn wenn er stirbt, nimmt er das alles nicht mit; nicht folgt ihm hinab seine Herrlichkeit (Psalm 49,17-18).
John D. Rockefeller war einer der reichsten Menschen, die je gelebt haben. Nach seinem Tod fragte jemand seinen Buchhalter, »Und, wie viel hat Rockefeller zurückgelassen?« Die Antwort ist zum Klassiker geworden: »Alles. Alles hat er zurückgelassen.«
Nichts, nichts können wir mitnehmen.
Wenn Sie diesen Punkt einmal verstanden haben, sind Sie bereit dafür, das Geheimnis des richtigen Schätze-Sammelns kennenzulernen.
Richtig Schätze sammeln
Jesus fügt der einfachen, aber tiefgründigen Wahrheit (»Du kannst nichts mitnehmen«) eine weitere hinzu. Wenn er uns gebietet, uns Schätze im Himmel zu sammeln, dann kann doch die logische Schlussfolgerung nur folgendes Schatzprinzip sein:
Sie können nichts von hier mitnehmen, aber Sie können es vorausschicken.
So einfach ist das. Wenn es Ihnen jetzt nicht den Atem verschlägt, haben Sie es noch nicht verstanden. Alles, was wir krampfhaft festhalten, müssen wir eines Tages loslassen. Aber alles, was wir in Gottes Hand legen, wird uns in Ewigkeit gehören (Versicherungssumme unendlich, garantiert von der GEVG, Gottes Einlagen-Versicherungs-Gesellschaft).
Wenn wir geben, anstatt festzuhalten, wenn wir in ewige statt in vergängliche Werte investieren, warden wir Schätze im Himmel sammeln, die niemals aufhören, eine Dividende abzuwerfen. Alle Schätze, die wir auf der Erde anhäufen, lassen wir zurück, wenn wir hier abscheiden. Alle Schätze, die wir im Himmel sammeln, warten auf uns, wenn wir dort ankommen.
Finanzplaner sagen uns: »Denken Sie in puncto Geldanlagen bitte nicht in Zeiträumen von drei Monaten oder drei Jahren. Denken Sie bitte 30 Jahre weiter.« Christus, der beste »Finanzplaner«, mahnt uns, ganz andere Zeiträume zu berücksichtigen. Sein Tipp: »Frag nicht, was dein Geld in 30 Jahren abwirft, sondern in 30 Millionen Jahren.«
Angenommen, ich würde Ihnen hier und jetzt 1000 Euro schenken, und Sie dürften dieses Geld ausgeben, wofür Sie wollen. Wäre doch nicht schlecht, oder? Aber was würden Sie tun, wenn ich Ihnen die Wahl ließe zwischen 1000 Euro jetzt oder 10 000 000 Euro in einem Jahr und dann 10 000 000 in jedem weiteren Jahr? Nur ein ausgemachter Dummkopf würde die 1000 Euro jetzt nehmen. Aber genau das tun wir jedes Mal, wenn wir wieder etwas festhalten, was nur einen Moment lang Bestand hat. Wir verzichten auf das wesentlich Wertvollere, was wir viel länger genießen könnten.
Natürlich gibt es aus Gottes Sicht viele gute Dinge, für die wir unser Geld einsetzen können, ohne es wegzugeben. Ganz wichtig ist beispielsweise die Sorge für die Bedürfnisse unserer eigenen Familie (1. Timotheus 5,8). Aber diese guten Dinge sind nur der Anfang. Das Geld, das Gott uns hier auf Erden anvertraut, dient gleichzeitig als Geldanlage für die Ewigkeit. Jeder Tag bietet neue Möglichkeiten, »Aktien« für sein Reich zu kaufen.
Sie können nichts von hier mitnehmen, aber Sie können es vorausschicken.
Das ist ein revolutionäres Konzept. Ich garantiere Ihnen: Wenn Sie es umsetzen, wird es Ihr Leben verändern. Wenn Sie Schätze im Himmel sammeln, warden Sie das kostbarste ewige Gut bekommen, so wie der Wanderer den unglaublich wertvollen Schatz auf dem Feld fand.
Freude.
1 A. d. H.: Vgl. ähnliche Wiedergaben des Zitats in: John Piper, Von der
Pflicht zur Freude, Bielefeld: CLV, 2006, S. 21, 22 und 90.